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>> ⯈ 41′ Der Überlebenskünstler Rüdiger Nehberg kämpfte für Indianer und gegen “Beschneidung” von Frauen

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Talk mit Filmausschnitten bei "Typisch deutsch" (Deutsche Welle)
Von Thilo Parg - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36433341
Rüdiger Nehberg (auch „Sir Vival“ genannt, von engl. survival „Überleben“; * 4. Mai 1935 in Bielefeld) ist ein deutscher Survival-Experte und Aktivist für Menschenrechte. Seine anfänglich aus reiner Abenteuerlust unternommenen entbehrungsreichen Expeditionen nutzte er später, um auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam zu machen. Zu seinem Lebenswerk zählt unter anderem sein Engagement für das südamerikanische Volk der Yanomami und sein Kampf gegen die Weibliche Genitalverstümmelung.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon im Alter von drei Jahren startete Rüdiger Nehberg nach seinen Schilderungen seine erste „Expedition“. Er wollte zu seiner Oma, die am anderen Ende seiner Heimatstadt Bielefeld wohnte. Acht Stunden später wurde er allerdings von der Polizei aufgegriffen und statt Bonbons gab es mahnende Worte. Von 1951 bis 1960 begann Nehberg mit Radtouren um die halbe Welt. Ab 1965 arbeitete er dann als selbstständiger Konditor in Hamburg. Seine Konditorei mit bis zu 50 Mitarbeitern führte er 25 Jahre. Inspiriert durch das Buch Zu den Goldquellen der Pharaonen: Allein auf dem reißenden Nil von Kuno S. Steuben, der 1959 den Fluss mit einem Floß befahren hatte,[1] befuhr er zusammen mit Hinrich Finck, den er über eine Zeitungsanzeige kennenlernte, erstmals Anfang 1971 den Blauen Nil. Nach 12 Tagen auf dem Wasser und rund 200 km blieb das Boot in einem Affenbrotbaum hängen und konnte von ihnen nicht mehr befreit werden.[2] 1972 starteten sie zusammen mit Kameramann Michael Teichmann den zweiten Versuch: In einem selbst konstruierten, stabileren Boot bezwangen sie nun den Fluss, wobei sie auch von feindseligen Eingeborenen beschossen wurden. Der Versuch, einen dreieinhalb Meter langen Felsenpython, den er nach langem Kampf im Wasser überwältigen konnte, lebend mit nach Hause zu nehmen und in sein Schlangenterrarium im Keller einzugliedern, misslang. Der Python starb nach wenigen Tagen. Eine dritte Überfahrt unternahm Nehberg im Januar 1975 zusammen mit seinem Freund Andreas Scholtz, erneut begleitet von Michael Teichmann als Fotograf und Kameramann. Am Morgen des 12. Januar wurde die Gruppe von einheimischen Räubern überfallen, wobei es zu einer Schießerei kam. Teichmann wurde dabei von hinten tödlich in den Kopf getroffen. Die Einheimischen konnten ausfindig gemacht werden und wurden wegen Mordes angeklagt. Seit 1980 setzt Nehberg sich für das Indianervolk der Yanomami in Südamerika ein. Als Test für künftige Aktionen im Urwald legte er 1981 auf einem „Deutschlandmarsch“ von Hamburg nach Oberstdorf rund 1000 Kilometer zurück und lebte nur von dem, was er abseits der Zivilisation in der Natur fand. Die 23-tägige Aktion wurde von einem Team des ZDF dokumentiert und im Fernsehenausgestrahlt. Im Jahre 1983 unternahm Nehberg seine erste Reise nach Südafrika. Nur mit einem Tagebuch ausgestattet durchwanderte er eine Strecke von fast 400 Kilometern, von De Aar bis East London. Seinen Tagebucheinträgen – die später in Auszügen in einem seiner Bücher veröffentlicht wurden – ist zu entnehmen, dass Nehberg zwei Tage ohne Flüssigkeit lebte. 1987 überquerte Rüdiger Nehberg mit einem Tretboot den Atlantik. Dafür trainierte er bei den Kampfschwimmern in Eckernförde. 1989 trat Nehberg täglich als Studio-Experte in der vom Schweizer Fernsehen und 3satausgestrahlten Schweizer TV-Sendung Eins zu Eins – Steinzeit-Survival auf, bei der mehrere Personen während zwei Wochen ohne moderne Hilfsmittel in der Natur gefilmt wurden. 1992 überquerte Nehberg gemeinsam mit der Menschenrechtsaktivistin Christina Haverkamp auf einem Bambusfloß nochmals den Atlantischen Ozean. Damit trug er dazu bei, dass den Yanomami-Indianern ein geschütztes Reservat zugestanden wurde. Bei seiner Aktion The Tree überquerte er im Jahre 2001 den Atlantik auf einem aus einer 350 Jahre alten Weiß-Tanne bestehenden Floß.[3] Am 31. Juli 2003 ließ er sich von einem Hubschrauber aus 50 Metern und nahezu ohne jegliche Ausrüstung (er führte lediglich ein Messer bei sich) in den brasilianischen Urwald abseilen, um den Regenwald mit all seinen Gefahren, wie z. B. den giftigen Pflanzen und Tieren, zu bezwingen. Zwischenzeitlich galt er als verschollen. In 25 Tagen durchquerte er jedoch den Urwald. Nehberg ist außerdem der Initiator der Nachforschungen über den vermeintlichen Häuptling Tatunca Nara, einen ausgewanderten Deutschen namens Günther Hauck. Nara gilt seitdem als Hochstapler und Betrüger. Mehrere Menschen starben auf Touren durch den brasilianischen Urwald auf mysteriöse Weise. Naras angeblicher Stamm der Ugha Mongulala, der in der unterirdischen Stadt Akakor wohnhaft sein soll, weckte das Interesse mehrerer Abenteuerlustiger, die sich vom „selbstgemachten Häuptling“ (Nehbergs gleichnamiges Buch) dorthin führen lassen wollten, aber nie zurückkamen. Die Tode der Begleiter konnten nie aufgeklärt werden. Im September 2000 gründete er die Menschenrechtsorganisation TARGET, die gute Erfolge im Kampf gegen die Verstümmelung weiblicher Genitalien erzielt. Im November 2006 organisierte und finanzierte TARGET eine Konferenz unter der Schirmherrschaft des ägyptischen Großmuftis ʿAli Gumʿa an der Al-Azhar-Universität in Kairo. Als Ergebnis dieser Konferenz verurteilten führende islamische Rechtsgelehrte die Praxis der Genitalverstümmelung. Im März 2009 besuchte Nehberg gemeinsam mit Tarafa Baghajati den in Katar lebenden islamischen Rechtsgelehrten und Publizisten Yusuf al-Qaradawi, der als die wichtigste zeitgenössische Autorität des sunnitischen Islam gilt. In einer ausgefertigten Fatwa des anerkannten Rechtsgelehrten wird die genitale Verstümmelung von Mädchen als „Teufelswerk“ bezeichnet und unter allen Umständen verboten, da sie gegen die Ethik des Islam gerichtet sei.[4][5] Am 25. August 2009 heiratete Nehberg in zweiter Ehe seine langjährige Lebensgefährtin Annette Weber. Das Paar hatte sich 1996 bei einem Vortrag Nehbergs in Offenburg kennengelernt.[6] Sie leben in Rausdorf in Schleswig-Holstein.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2002: Bundesverdienstkreuz, für sein Engagement für bedrohte Völker und für die Völkerverständigung, insbesondere für die Verständigung mit dem Islam.
  • 2006: Hamburger Bürgerpreis der CDU Hamburg.
  • 2006: Das Volk der Afar verlieh Nehberg und seiner Lebensgefährtin Annette Weber gemeinsam die Ehrenbürgerschaft.
  • 2008: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, für sein Engagement gegen die Verstümmelung der weiblichen Genitalien.[7]
  • 2015: Urania Medaille zusammen mit seiner Frau Annette, „für Menschenrechte gerade besonders Schwacher dieser Erde: der Einsatz für das Überleben der Yanomami- und Waipapi-Indianer in Nordbrasilien und der Kampf für ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung insbesondere in Afrika.“[8]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bootsfahrt ins Ungewisse – 1000 km bis zum Rudolfsee. 1976, Dokumentarfilm, ca. 45 Minuten,
  • Der Deutschlandmarsch. 1981, Dokumentarfilm, 38 Minuten, ISBN 978-3-8312-9352-0.
  • Das Sperrmüllfloß. 1986, Dokumentarfilm, 34 Minuten, ISBN 978-3-8312-9352-0.
  • Mit dem Tretboot nach Brasilien. 1988, Dokumentarfilm, 42 Minuten
  • Goldrausch in Amazonien. 1989, Dokumentarfilm, 42 Minuten
  • Wüste des Todes – Wettlauf durch den australischen Busch. 1996, Dokumentarfilm, 45 Minuten
  • Atlantikfahrt im Tannenbaum. 2000, Dokumentarfilm, 30 Minuten
  • Die Sache – Feldzug gegen ein Tabu. 2006, Dokumentarfilm, 60 Minuten
  • Der Dschungelläufer. 2007, Dokumentarfilm, 43 Minuten
  • Karawane der Hoffnung. 2009, Adolf-Grimme-Preis 2010

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Rüdiger Nehberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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