Bild: Gary Mattingly, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons
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Julia Lorraine „Butterfly“ Hill (* 18. Februar 1974 in Mount Vernon[1], Missouri) ist eine US-amerikanische Umweltaktivistin.
Hill bestieg am 10. Dezember 1997 einen kalifornischen Küstenmammutbaum und lebte dort für 738 Tage, um ihn vor dem Abholzen durch die Firma Pacific Lumber zu beschützen.
Inhaltsverzeichnis
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Julia Hill ist die Tochter eines Reisepfarrers. Zusammen mit ihrer Mutter und den zwei jüngeren Brüdern lebte sie die ersten Jahre in einem Wohnmobil. Auf den Campingplätzen hatte sie engen Kontakt zur Natur und erforschte die anliegenden Flüsse.[2] Bei einer Wanderung landete ein Schmetterling auf ihrem Finger und blieb angeblich die komplette Zeit des Ausflugs bei ihr. Daher gab sie sich den Spitznamen „Butterfly“.
Während ihrer Schulzeit ließ sich die Familie in Jonesboro nieder. Im August 1996 hatte sie einen schweren Autounfall, bei dem ihr Schädel durch das Lenkrad des Wagens verletzt wurde. Es dauerte etwa ein Jahr, bis sie sich vollständig von den Folgen erholte. Danach suchte sie nach neuen Zielen für ihr Leben. In Kalifornien wurde sie auf die Abholzung der Küstenmammutbäume aufmerksam.
Besetzung des Baumes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Rahmen ihrer Reise kam sie nach Humboldt County und nahm an einer Spendensammlung zur Rettung der Wälder teil. Einige der Teilnehmer besetzten die Bäume, um die Arbeiter von Pacific Lumber am Kahlschlag zu hindern. Die Organisatoren suchten jemand, der für eine Woche in dem Baum bleibt.
“Nobody else would volunteer so they had to pick me”
„Niemand anderes wollte es freiwillig machen, also suchten sie mich aus.“
Anfangs gehörte Hill keiner Umweltschutzorganisation an. Sie entschied sich als Akt des zivilen Ungehorsams zur Baumbesetzung. Aber schon bald wurde sie durch Earth First! und andere aktiv unterstützt. Die Besteigung erfolgte am 10. Dezember 1997. Hill lebte die folgenden 738 Tage auf zwei etwa 4 m² großen Plattformen. Sie waren in 60 Meter Höhe angebracht. Später kam eine etwa 30 Meter tiefer liegende Plattform dazu, um Besucher und Presse empfangen zu können.
Zur Kommunikation mit der Außenwelt nutzte Hill solarbetriebene Mobiltelefone. Speisen wurden mit einem Propanbrenner zubereitet. Ein achtköpfiges Team unterstützte sie bei der Besetzung.
Mehrfach versuchte Pacific Lumber, sie mit Mitteln der Gewalt zu vertreiben, so zum Beispiel durch den Abwind der Rotorblätter großer Columbia-Transporthubschrauber vom Baum, den sie Luna taufte, zu schleudern, was jedoch nicht gelang. Auch den Unbill der Natur bekam sie in Form von Wind und starkem Regen immer wieder zu spüren.
Im Jahr 1999 erreichten die Aktivisten eine Einigung mit der Firma. Alle Bäume, die innerhalb einer 12000 m² großen Pufferzone liegen, sollten erhalten bleiben. Daraufhin verließ Hill den Baum. Weiterhin wurden 50000 US-Dollar Spendengelder an Pacific Lumber gezahlt.
Im November 2000 entdeckten Unterstützer von Hill, dass der Baum mit einer Kettensäge verletzt wurde. Nach Angaben von Beobachtern war der Einschnitt etwa 810 mm tief und halb so groß wie der Umfang. Daraufhin verankerten sie den Baum mit Stahlkabeln. Mittlerweile hat er sich wieder erholt.
Weitere Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1999 gründete Hill die Umweltschutzorganisation Circle of Life Foundation. Hill schrieb ein Buch über ihre teils lebensbedrohlichen Erlebnisse auf dem Baum.
Hill in der Pop-Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Viele Künstler wurden durch Julia Hill und ihre Aktion inspiriert und würdigten sie auf verschiedene Weisen.
- Trey Anastasio und Tom Marshall schrieben das Lied Kissed by Mist über Hill.
- Das Red Hot Chili Peppers Stück „Can’t Stop“ enthält die Zeile „J. Butterfly is in the treetop“.
- 2002 veröffentlichte Los Suaves zu ehren von Julia den Titel „Julia Hill“ auf dem Album „Un paso atrás“, auf dem die Sängerin „Luna“ heißt.
- Neil Young stellte 2003 im Lied „Sun Green“ auf dem „Greendale“ Album eine Verbindung zu Julia her. Der Charakter aus dem Stück möchte gerne Julia Hill treffen: „Still wants to meet Julia Butterfly.“
- Die Zeichentrickserie Die Simpsons befasst sich in der Folge „Lisa als Baumliebhaberin“ des Jahres 2000 ebenfalls mit Julia Hill und der Rodungsproblematik, als Lisa Simpson ebenfalls einen Küstenmammutbaum bewohnt, um das Abholzen eines Waldes zu verhindern.
- * Die Heldin des schwedischen Kinderbuchs Julia räddar skogen (Julia rettet den Wald, 2017) von Niklas Hill und Anna Palmqvist ist nach Julia Hill benannt. In dem Buch geht es um ein Kind, das einen Baum besetzt um den Bau einer Autobahn zu verhindern.
Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- The Legacy of Luna. The Story of a Tree, a Woman, and the Struggle to Save the Redwoods, San Francisco 2000, ISBN 978-0-06-251659-6. (dt. Die Botschaft der Baumfrau, München 2002, ISBN 3-442-15191-0.)
- Heart of a heroine. Saving the Last Redwoods, Radio-Interview mit Michael Toms, Carlsbad 2000, Audio-Kassette, ISBN 1-56170-853-4.
- zusammen mit Jessica Hurley: One Makes the Difference. Inspiring Actions That Change Our World, San Francisco 2002, ISBN 0-06-251756-2.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Hochspringen↑ Julia Butterfly Hill, activist and onetime tree-sitter, answers questions (Interview mit grist.org)
- Hochspringen↑ Dawn Fitzgerald: Julia Butterfly Hill: Saving the Redwoods. Millbrook Press, Millbrook, Connecticut 2002, ISBN 0-7613-2654-5.
- Hochspringen↑ 10 Questions for activist Julia Butterfly Hill
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ihre Webseite
- circleoflifefoundation.org
- Julia Butterfly Hill zu Besuch in Deutschland, September 2000
- Teil 1, Teil 2, Julia Butterfly Hill 2000 in German TV, Live-Interview im deutschen Fernsehen
- Kurzfassung eines Interviews mit Julia – im Auftrag von Robin Wood geführt (22. September 2000) und abgedruckt im Robin Wood Magazin 4/2000
- Two Years Living up a Tree, BBC World Service Witness, Radioreportage Laufzeit: 10 Minuten, Erstsendung 23. Dezember 2014 (englisch)
- Literatur von und über Julia Butterfly Hill im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek