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Strandbeesten sind kinetische Kunstobjekte. Der Name ist niederländisch und bedeutet „Strandtier“.
Entwickelt werden sie seit 1990 von Theo Jansen. Das große Thema der Strandbeesten ist Evolution. Jede Generation soll besser an ihre Umwelt angepasst sein als die vorhergehende. Seine Arbeit und Detaillösungen beschreibt Jansen oft mit Analogien aus der Biologie.
Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Beine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Um die charakteristische Laufbewegung hinzubekommen, entwickelte Theo Jansen das im Bild zu sehende Bein. Um die Proportionen der Stangen zu bestimmen, entwickelte Jansen ein Computerprogramm auf einem Atari Computer. Der Algorithmus begann mit Zufallswerten, wählte dann die besten aus und erzeugte daraus wiederum Varianten (Evolutionärer Algorithmus). Die ersten so berechneten Zahlen verwendete er beim ersten Strandbeest (Animaris Currens Vulgaris). Da die Beine sich nicht bewährten, ließ er den Algorithmus noch einmal laufen. Die resultierenden Zahlen nannte er „(eleven) holy numbers“[1] und haben sich bis heute bewährt.[2]
Die Kinematik der Beine wird auch in Lehrbüchern für Technische Mechanik als Beispiel für viergliedrige Koppelgetriebe besprochen.[3]
Material[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Wahl der charakteristischen gelben PVC-Kunststoffrohre (genauer Isolationsrohre[1]) fiel 1990 aufgrund der sehr guten Verfügbarkeit und des Preises. Jansen experimentierte von 1997 bis 2001 mit Holz[4][5] und 2004 mit Stahl[4] kam aber wieder zum ursprünglichen Material zurück.
Jansen nennt die Rohre seine „Proteine“.[1][6][7]
Die Kunststoffrohre schränken die Gestaltungsmöglichkeiten einerseits ein, anderseits inspirieren sie Jansen auch zu kreativen Problemlösungen.[6]
Energiegewinnung und Speicherung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die ersten Modelle konnten sich ohne menschliches Zutun nicht bewegen.[1][8] Konkret mussten die Strandbeesten entweder gezogen oder geschoben werden.[9]
Charakteristisch für Strandbeesten ist mittlerweile die Energiegewinnung aus Wind.
Spätere Generationen (2001–2006) nutzen zusätzlich in PET-Flaschen gespeicherte Druckluft.[10][6] Diese Flaschen nennt er „Windmagen“.[11]
Gehirn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Spätere Generationen (ab 2006) haben Sensoren und Logik verbaut.
Jansen verwendet dazu Druckluft und selbst gebaute Ventile, also Pneumatik.
Dieses „Gehirn“ ermöglicht den Strandbeest z.B. die nahende Flut zu bemerken und Richtung Dünen zu laufen bzw. sich bei einem Sturm zu verankern.[10][6]
Verbindungstechnik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ursprünglich wurden die Strandbeesten von Klebeband zusammengehalten.[6] Da sich das nicht bewährte, tüftelte Jansen weiter. Für die heutigen Strandbeesten verwendet Jansen Kabelbinder, Nylonschnur, Klebeband und Silikon-Gel.[12][10][6]
Größe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das wohl schwerste Strandbeest ist das „Animaris Rhinoceros Transport“.[4] Es ist aus pulverbeschichtetem Stahl gebaut, wiegt 3,2 Tonnen[10]und misst etwa 4,7 × 6 × 5 m.[4]
Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von den Strandbeesten gibt es Modelle.[13] Sie lassen sich gruppieren in Bausätze und 3D-gedruckte Modelle. Die Modelle und Nachbauten stellen für Jansen die Vermehrung der Strandbeesten dar.[7]
Bausätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der erste Bausatz (Animaris Ordis Parvus) erschien 2011 in bzw. mit einem japanischen Magazin.[14] Das Heft und die Bauanleitung wurden später ins Englische übersetzt.
In Deutschland ist der Bausatz mit dem englischsprachigen Heft (welches auch die Bauanleitung erhält) und einer beiliegenden deutschsprachigen Bauanleitung erhältlich.
Die englischsprachige Bauanleitung gibt es auch online.[15]
Ein weiterer Bausatz ist das Animaris Rhinoceros Parvus.[16]
3D-Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es werden 3D-gedruckte Strandbeest-Modelle in verschieden Größen angeboten. Die Modelle sind direkt nach dem Drucken und Reinigen lauffähig. Es ist keine Montage erforderlich.
Für Jansen sind diese Modelle die nächste logische Evolution.[17]
Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Theo Jansen und sein Strandbeest sind Teil eines BMW-Werbespots von 2007.[6]
Theo Jansen sprach 2007 auf der TED (Konferenz) über seine Kreation.[18]
Adam Savage ist ein bekennender Liebhaber der Strandbeesten.[19]
Über Theo Jansen und seine Strandbeesten berichteten u.a. die Fernsehsender BBC,[20] 3sat[10] und SRF (2009).[12]
Zeitschriften und Zeitungen die über ihn und die Strandbeesten berichtet sind u.a. The New Yorker[6], die The New York Times[7].
Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- The great pretender. Rotterdam 2007, ISBN 978-90-6450-630-7.
- Strandbeest. Die Traummaschinen von Theo Jansen. Taschen, Köln 2014, ISBN 978-3-8365-4849-6.