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>> Gerhard Schöne – Wellensittich und Spatzen (Lied 4′)

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Für Toleranz gegenüber BuNtEn Menschen!
Als mein gelber Wellensittich aus dem Fenster flog, hackte eine Schar von Spatzen auf ihn ein, denn er sang wohl etwas anders und war nicht so grau wie sie und das paßt in Spatzenhirne nicht hinein. Auf dem Weihnachtsmarkt läuft einer, nach dem sich die Leute umdrehn. Etwas Grünes hat er sich ins Haar geschmiert. Er trägt eine Glitzerhose und am linken Ohr Geschmeide, etwas Wangenrouge, der Hals ist tätowiert. Träge Menschen werden munter. Stille Bürger sind entrüstet. Dreckparolen wirft man, wo er geht und steht. Einer sagt: Das ist der Abschaum! Sowas müsste man erschießen! Wenn das mein Sohn wär’, ich wüsste, was ich tät. Jemand sagt: Der ist entlaufen! Jemand sagt: Hau ab. Zieh Leine! Irgendwo ruft einer halblaut: Schwules Schwein. Jemand spuckt ihm vor die Füße. Jemand wirft nach ihm ein Brötchen. Ein Besoffner packt ihn und schlägt auf ihn ein. Als mein gelber Wellensittich aus dem Fenster flog, hackte eine Schar von Spatzen auf ihn ein, denn er sang wohl etwas anders und war nicht so grau wie sie und das paßt in Spatzenhirne nicht hinein. Fünf Soldaten auf der Bude. Vier sind sofort dicke Freunde, nur der Fünfte ist ‘ne Pfeife, das steht fest! Alle warn schon blau, nur er nicht, hat von Fußball keine Ahnung, abends liegt er mit nem Buch in seinem Nest. Täglich schreibt die Pfeife Briefe und kriegt Post aus andern Ländern. Alle prahln mit ihren Weibern, nur er schweigt. Er versaut die ganze Stimmung, wenn sie Witze sich erzählen, es wird Zeit, dass man ihm mal die Meinung geigt! Sonntagnacht, die Pfeife schläft schon. Unsre Vier sind stockbesoffen. In der Dunkelheit zerrn sie ihn aus dem Bett. Eine Flasche braunen Fusel flößen sie ihm ein und lachen. Und sein Buch wird eingeschmiert mit Stiefelfett. Als mein gelber Wellensittich aus dem Fenster flog, hackte eine Schar von Spatzen auf ihn ein, denn er sang wohl etwas anders und war nicht so grau wie sie und das paßt in Spatzenhirne nicht hinein. Im Lokal ist Kinderfasching. An der Tür gibt es Getuschel. Eine Mutter bringt ihr Sternentalerkind. Das ist geistig schwer behindert, kann nicht sprechen, nur so brummeln, doch es strahlt, weil hier so viele Kinder sind. Und die Mutter setzt sich mit ihm an die lange Kaffeetafel, ihr kleiner Sternentaler klatscht zu der Musik. Keiner schenkt ihnen Kakao ein, niemand setzt sich in die Nähe, ab und zu nur trifft sie ein verstohlener Blick. Als die Kinder tanzen, schwingt sie auch ihr Kind herum im Kreise. Manche tanzen weiter, andre bleiben stehn. Jemand sagt: Das ist geschmacklos, schließlich sind wir keine Anstalt. Unsere Kinder sollen so etwas nicht sehn. 🙁 🙁 🙁 🙁 🙁 Gerhard Schöne, CD (1985, 1995) “Menschenskind”, Titel 12
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