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Die „Zivilisationskrankheiten“: Unser Wohlstand macht Karies, Diabetes, Übergewicht, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Allergien,…

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Ursachen: Fehl- und Überernährung mit viel Zucker, Stress, Bewegungsmangel, Tabakrauch, Alkohol, Beruhigungsmittel,...
Bild: https://wellcomeimages.org/indexplus/image/V0010850.htmlWellcome Collection gallery (2018-03-22): https://wellcomecollection.org/works/ynuu6jss CC-BY-4.0, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31233891

Zivilisationskrankheiten (auch Wohlstandskrankheit, engl. lifestyle disease) sind Krankheiten, die „durch die mit der Zivilisation verbundene Lebensweise hervorgerufen“ werden.[1][2] Es ist, ebenso wie „Volkskrankheiten“ ein umgangssprachlicher und kein medizinischer Begriff.

Der Begriff entstand im ausgehenden 19. Jahrhundert und wurde vom New Yorker Neurologen George M. Beard für die Neurasthenie verwendet.[3] Heute werden damit meist Krankheiten oder krankheitsähnliche Zustände bezeichnet, die in den Ländern des globalen Nordens (ehemals Industriestaaten) deutlich häufiger sind als im globalen Süden (Entwicklungsländer), weil das Erkrankungsrisiko mutmaßlich stark mit den Lebensgewohnheiten und -verhältnissen in wohlhabenden („zivilisierten“) Gesellschaften zusammenhängt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich die Verhältnisse verändert, so dass heute in fast allen Ländern Zivilisationskrankheiten auftreten und häufige Todesursachen sind.[4]

Hintergrund

Verbesserte Hygiene, medizinischer Fortschritt in der Vorbeugung (z. B. Impfungen) und der Therapie von Erkrankungen (z. B. Antibiotika) sowie eine gute Nahrungsversorgung gelten als wesentliche Errungenschaften der Zivilisation. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass zahlreiche Krankheiten, die in vorindustrieller Zeit häufig waren, heute viel seltener sind und seltener zum Tode führen. Entsprechend nahm relativ die Häufigkeit von anderen Krankheiten zu, die man in vorindustrieller Zeit kaum kannte. Während in den Ländern mit dem niedrigsten Einkommen (29 Länder im Jahr 2020)[5] noch Infektionen die Haupttodesursachen sind, sind die weltweit häufigsten Todesursachen heute Herzinfarkt, Schlaganfall und COPD.[4]

Da nicht die Zivilisation als solche, also nicht die Errichtung einer bürgerlichen Ordnung, technischer und medizinischer Fortschritt gesundheitsgefährdend sind, sondern manche, in industrialisierten Ländern verbreitete Lebensstile, Verhaltensweisen und Umweltfaktoren, ist der Begriff Zivilisationskrankheit von der Definition des Begriffs „Zivilisation“ abhängig.

Typische Zivilisationskrankheiten

Vielen Erkrankungen wird ein Zusammenhang mit den in Industrieländern vorherrschenden Bedingungen nachgesagt, ohne dass dies im Einzelfall wissenschaftlich bewiesen ist. Zu den Zivilisationskrankheiten werden viele Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, Erkältungskrankheiten, Karies, Neurosen und Kreislaufstörungen gerechnet,[2] aber im Einzelnen besteht darüber keine Einigkeit. Folgende Krankheiten werden häufig genannt:

Ursachen

Hauptursache der häufigsten Krebsart (Bronchialkarzinom) ist inhalatives Tabakrauchen.

Über die Ursachen herrscht ebenso wenig Einigkeit wie über die Zivilisationskrankheiten selbst. Wahrscheinlich sind nicht einzelne Faktoren ursächlich, sondern ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, Lebensstil und Umwelt. Weitgehend akzeptierte Risikofaktoren sind:[2]

Diese Risikofaktoren können das gehäufte Auftreten bestimmter Krankheiten in den Industrieländern nur zum Teil erklären, denn riskantes Verhalten (z. B. Nikotin- und Alkoholkonsum) und Umweltbelastung treten auch in Ländern mit geringer Industrialisierung auf. Ein anderer Grund könnte sein, dass durch die schlechtere medizinische Versorgung in armen Ländern bestimmte Erkrankungen dort kaum diagnostiziert werden und so in den Statistiken fehlen.

Siehe auch

Literatur

  • Daniel E. Liebermann: Unser Körper. Geschichte, Gegenwart, Zukunft. S. Fischer, 2015.
  • Volker Roelcke: Zivilisationskrankheit. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1531 f.
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