Bild: Dinesh Valke from Thane, India, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons
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Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der deutsche Name Meerrettichbaum leitet sich ebenso wie der englische Horseradish Tree vom Gehalt an Senfölglykosiden ab, die dazu führen, dass die Wurzeln stechend brennend wie Meerrettich riechen. Von den Engländern wurden diese während der Kolonialzeit in Indien auch als Meerrettichersatz „entdeckt“.
Der Begriff Behennuss leitet sich davon ab, dass aus den Samen das Behenöl, ein hochstabiles Schmieröl, gewonnen wurde, das vor allem in der Uhrenindustrie begehrt war, ehe es durch das billigere Oliven- und Palmenöl vom europäischen Markt verdrängt wurde.
Botanik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der schnellwüchsige Baum erreicht im ersten Lebensjahr eine Höhe von 5 bis 8 m. Ein junger Baum wächst in Ostafrika und Indien unter natürlichen Bedingungen pro Jahr bis zu 8 m gerade in die Höhe, wenn er nicht gestutzt wird. Die Wurzel ist rübenartig verdickt, der Stamm ist relativ kurz mit einem Durchmesser von bis zu 25–40 cm. Er kann sich unter bestimmten Kulturbedingungen flaschenartig verdicken. Er verzweigt sich in viele weit herausragende dünnere, etwas hängende Äste.
Die Blätter sind an den Spitzen der Zweige gehäuft. Sie sind spiralig angeordnet, haben eine Länge von 20 bis 25 cm und sind zwei- bis dreifach gefiedert. Die ovalen Blättchen sind 1 bis 2 cm lang.
Die Pflanze hat 2 bis 3 cm große Blüten mit 5 kurzen Kelchblättern, 5 Blütenblättern, 5 fertilen Staubblättern und 5 Staminodien. Die Blütenstände sind als Rispen ausgebildet, die eine Länge von 10 bis 25 cm haben und aus den Blattachseln entspringen. Die Blüten sind wohlriechend (ähnlich wie Veilchen), von cremig-weißer Farbe mit gelben Punkten an der Basis.
Die reifen Früchte sind etwa 2 cm breite gerippte Kapseln mit einer Länge von 25 bis 45 (bis 90) cm Länge, weshalb die Pflanze auch den englischen Namen drumstick tree trägt. Sie bleiben lange am Baum hängen und springen schließlich mit drei Klappen auf.
Die Samen sind rundlich oder fast dreikantig und jeweils mit 3 papierartigen Flügeln besetzt. Sie sind in der Frucht in einer Reihe angeordnet und in einem weißen, trockenen Mark eingebettet. Traditionell werden Früchte und Samen auch heute noch bei den Einwohnern indischer Abstammung in Tansania (vorzugsweise Shija und Bohora-Sekten) als Singhu bezeichnet.
Vorkommen und Standort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ursprünglich stammt der Baum aus der Himalaya-Region in Nordwestindien, wächst allerdings inzwischen weltweit in den Tropen und Subtropen – vor allem in Ländern Afrikas, Arabiens, Südostasiens und den karibischen Inseln – und wird seit Jahrzehnten in Südindien intensiv kultiviert, was sich – wenn auch nur sehr langsam – ebenfalls in Ostafrika beobachten lässt. Allerdings wird dort der Baum vorzugsweise als natürliches Heilmittel in den verschiedensten Anwendungsbereichen benutzt.
Die Kultivierung von Moringa oleifera wird zunehmend in Honduras und Südamerika praktiziert. Seit 2012 werden Moringafarmer in Honduras durch die Regierung und private Investoren gefördert. Dabei soll der Anbau von Moringa nicht nur als Lebens- und Futtermittel profitable Einkünfte liefern, sondern auch der Entwaldung entgegenwirken.[1] In armen Regionen (z. B. Niger) wird Moringa als primäre Lebensmittelquelle angebaut, da die Pflanze sich zur Bekämpfung der Mangelernährung dieser Regionen eignet.[2]
In alter ostafrikanisch-englischer Tradition wird der Baum auch heute noch vielfach als „Newer deat“ bezeichnet, was vor allem auf seine beinahe unverwüstliche Ausdauer in sehr heißen und trockenen Gebieten hinweist. Der Meerrettichbaum gedeiht in heißen, semiariden Klimaten mit mittleren Niederschlagssummen zwischen 250 und 1500 mm/Jahr, wächst aber auch in Gegenden (bis 1500 Metern über dem Meeresspiegel) mit höherer Luftfeuchtigkeit bei jährlichen Regenmengen bis zu 3000 mm – dort allerdings langsamer. Obwohl die Art durchlässige, leicht lehmige Sandböden bevorzugt, wächst er auch auf schweren Lehmböden recht ausdauernd. Er erträgt sogar kurzzeitig leichte Fröste, die allerdings, wenn sie länger anhalten, die knollenartigen Wurzeln schädigen. Wegen seiner durch die feingliedrigen Blättern mit ihrem hohen Natriumgehalt hervorgerufenen hygroskopischen Eigenschaften ist der Baum vorzüglich für heiße Trockengebiete und vollsonnige Standorte geeignet.
Von Wichtigkeit ist vor allem der Hinweis, dass der Meerrettichbaum keine stauende Nässe (auch nicht kurzzeitig) verträgt, weil dadurch Wurzelschäden verursacht werden und infolgedessen das Wachstum verlangsamt wird, was unter dem Gesichtspunkt einer kommerziellen Nutzung des Baumes von Nachteil ist.
Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Früchte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sehr junge, unreife dunkelgrüne Früchte werden wie Grüne Bohnen verwendet und als Gemüse verzehrt. Sie sind in Süd- und Südostasien weit verbreitet. In Südindien beispielsweise sind sie unter dem Namen drumsticks in einer Soße namens Sambar beliebt. Diese Früchte werden häufig bereits etwa 40 Tage nach der Blüte geerntet, da sie während des Reifungsprozesses eine holzige Schale bilden.
Blätter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die jungen Blätter werden wesentlich seltener als Gemüse gegessen, weil der Aufwand bei der Ernte doch relativ hoch ist. Allerdings wird der Saft der Blätter in ganz Indien weitverbreitet und regelmäßig als Zusatzgetränk oder in der in ganz Asien verbreiteten Saft-Diätetik zur Vorsorge und Bekämpfung von Mangelernährung und deren Folgen eingesetzt. Dies betrifft in Asien und Afrika vor allem die ernährungsbedingte Anämie oder den sogenannten Alterszucker. Saft-Diäten werden vor allem bei Kindern und älteren Personen angewendet, deren Körper rein chemische Substanzbehandlungen nur schlecht oder auch gar nicht vertragen.
Auch als Tierfutter kommen die Blätter der Pflanze zum Einsatz. Bei der Verwendung als Futter für Rinder hat sich gezeigt, dass unter bestimmten Umständen die Gewichtszunahme um 32 % und die Milchproduktion um 43 bis 65 % gesteigert werden kann.
Wurzeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die rübenartigen Wurzeln junger Pflanzen mit einer Höhe von etwa 60 cm werden ausgegraben oder aus dem Boden gezogen und müssen anschließend gut von ihrer leicht giftigen Rinde (Alkaloide) befreit werden. Die Wurzeln enthalten unter anderem Benzylsenföl, das für den Meerrettich-artigen Geschmack verantwortlich ist.
Samen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aus den Samen wird eines der besten und stabilsten Pflanzenöle gepresst, das sehr lange haltbar ist und nicht ranzig wird. Es wurde früher als Grundlage zur Herstellung von Salben oder als feines Schmieröl in der Uhrenindustrie verwendet und auch als Salatöl, oder zur Herstellung von Seife und Kosmetika verwendet. Als Behenöl kann es auch zu Brennzwecken und als Biodiesel genutzt werden. Der wasserlösliche Rindengummi des Meerrettichbaums wird in Indien auch als desinfizierende Appretur verwendet.
Forschungen in den letzten Jahrzehnten haben gezeigt, dass die Samen zur Aufbereitung von Trinkwasser verwendet werden können [3]. Dabei werden die Samen von den Flügeln befreit, geschält und getrocknet und dann zu Pulver verrieben. Dieses wird dann in Wasser gegeben, das etwa aus Flüssen entnommen wurde und deshalb noch einen hohen Anteil an Schwebstoffen und Bakterien hat. Ein Fass voll mit diesem trüben Wasser kann mit 200 bis 300 mg des Pulvers völlig geklärt werden, wenn dieses 15–20 Minuten langsam und gleichmäßig gerührt wird. Dabei werden die Schwebstoffe und Bakterien durch das Samenpulver ausgeflockt und sinken so zu Boden. Nach eingehenden Untersuchungen kann eine Schadwirkung durch das Pulver auf den Menschen oder auf Fluss- und Zuchtfische ausgeschlossen werden. Eine entsprechende Klärwirkung wurde auch bei M. stenopetala (Baker f.) Cufod. / auch M. oleifera Lam. von der deutschen Biomass, von Optima of Africa Tansania Ltd. (J.Sutherland & Cheyo) oder CUFOD aus Kenia und Äthiopien untersucht, wobei sich gezeigt hatte, dass dessen Samenpulver wirksamer ist als das von Moringa oleifera Lam. in Tansania war, was offenbar von den unterschiedlichen Bodenverhältnissen herrührte.
Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Meerrettichbaum ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein relativ populäres Gemüse in Asien und Afrika von hohem Nährwert sein kann. Alle Pflanzenteile, vor allem die rübigen Wurzeln, enthalten Senfölglykoside, aus denen sich bei Bearbeitung stechend scharfes Benzylsenföl entwickelt. In der Rinde der Wurzeln sind toxische Alkaloide, „Spirochine“ und „Moringinine“ enthalten, weshalb diese vor dem Verzehr entfernt werden muss.
Die essbaren Pflanzenteile, vor allem die Blätter, haben einen hohen Gehalt an Proteinen, sind vitamin- (vor allem Vitamine A und C) und mineralstoffreich (Kalzium, Magnesium, Kalium, Eisen und Natrium).
Die folgende Tabelle zeigt verschiedene Inhaltsstoffe von Moringa (bezogen auf 100 g essbarem Anteil).[4]
Inhaltsstoff | Moringa | empfohlener Tagesbedarf eines Erwachsenen [5] |
Provitamin A/Carotine | 6,780 mg | 0,8–1 mg Vitamin A-Retinol(nur tierisch) = 4,8–6 mg all-trans-β-Carotin (Pflanzlich) = 9,6–12 mg andere Provitamin A-Carotinoide (pflanzlich) |
Vitamin C | 220 mg | 80–100 mg |
Kalzium | 440 mg | 800–1000 mg |
Kalium | 259 mg | 2000 mg |
Protein/Eiweiß | 6,7 g | 0,8 g · Körpergewicht in kg (z. B. 0,8 · 75 = 60 g empf. Tagesbedarf) |
Aufgrund des schnellen Wachstums, der relativ einfachen Kultivierungsmöglichkeiten (die Pflanze lässt sich leicht vegetativ durch Steckholz vermehren) sowie der vielfältigen Verwendbarkeit des Meerrettichbaums und anderer Moringa-Arten wurden in Entwicklungsländern der Tropen und Subtropen zahlreiche Projekte gestartet, bei denen Gemüse, Samenpulver oder andere Produkte erzeugt und vermarktet werden sollen.
Im September 2014 hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Moringa oleifera zur traditionellen Feldfrucht des Monats ausgewählt. Die FAO will damit auf Moringa als eine einfach anzubauende, nährstoffreiche Pflanze hinweisen, die lokal, regional und international zum Einkommen in der Landwirtschaft beitragen kann.[6]
Heilkunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alle Pflanzenteile des Meerrettichbaums werden in der lokalen, traditionellen Medizin Indiens, Sri Lankas, Javas und Afrikas eingesetzt. Der Saft wird verwendet, um den Blutdruck zu stabilisieren. Blätter wirken entzündungshemmend. Mit den Wurzeln werden rheumatische Beschwerden kuriert.
Das in der Wurzel enthaltene Alkaloid Spirochin und Moringine wirkt bakterizid, weshalb zwischenzeitlich auch eine Verwendung als Antibiotikum sowie im biologischen Pflanzenschutz geprüft wird. Auch die langen unreifen Samenkapseln sollen medizinische Wirkstoffe enthalten.
Von Fidel Castro propagierter Anbau auf Kuba[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Juni 2012 machte der kubanische Revolutionsführer und ehemalige Präsident Fidel Castro den Meerrettichbaum sowie den Maulbeerbaum zum Thema einer seit seinem Rückzug aus der aktiven Politik in allen kubanischen Medien veröffentlichten „Überlegungen“. In seinem wenige Zeilen umfassenden Text propagierte er die Kultivierung der beiden Baumarten „in großem Maßstab“ und bezeichnete die Moringa oleifera als „unerschöpfliche Quelle für Fleisch, Eier und Milch“.[7] Einerseits löste die ungewöhnliche Art und Form dieser und anderer Kommentare der jüngeren Zeit des ehemaligen Staatsmannes Spekulationen um seinen Geisteszustand aus.[8] Andererseits wurde der Meerrettichbaum in Kuba mit staatlicher Förderung bereits seit ein bis zwei Jahren vor Castros Äußerung zunehmend als günstige Rohstoffquelle für die Pflanzenmedizin sowie zur Nahrungsergänzung verbreitet und gilt dort seit der Empfehlung von höchster Autorität nun umso mehr als landwirtschaftlicher Hoffnungsträger.[9][10][11] Im Oktober meldete sich Fidel Castro mit detaillierteren Angaben zum Meerrettichbaum erneut zu Wort.[12] Im Vorfeld der im halbjährlichen Turnus stattfindenden Sitzung des kubanischen Parlaments beschäftigten sich die Mitglieder des Ausschusses für Landwirtschaft und Ernährung im Dezember 2012 ausführlich mit den bisherigen Resultaten des von Castro geforderten massenhaften Anbaus des Meerrettichbaums.[13][14]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- W. Franke: Nutzpflanzenkunde. Thieme, Stuttgart 1997.
- Geoff Folkard, P. John Sutherland: Moringa oleifera: a tree and a litany of potential. In: Agroforestry Today. Band 8, Nummer 3, 1996 S. 5–8.
- V. H. Heywood: Blütenpflanzen der Welt. Birkhäuser, Basel-Boston-Stuttgart 1982.
- Frank A. Mayer, Elkie Stelz: Moringa stenopetala provides food and low-cost water purification. In: Agroforestry Today. Band 5, Nummer 1, 1993, S. 16–18.
- Lexikon der Biologie. Herder, Freiburg 1994.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Namen der Art weltweit.
- Video über Moringa Bäume und die Zubereitung von Blättern
- Beschreibung der Nutzung der Art. (englisch)
- Beschreibung der Nutzung der Art. (englisch)
- Informationen zur Art (spanisch)
- Informationen zur Nutzung auf der Website der Miracle Trees Foundation (englisch)
- Moringa oleifera. In: S. Dressler, M. Schmidt, G. Zizka (Hrsg.): African plants – A Photo Guide. Senckenberg, Frankfurt/Main 2014.